Gehirntumore sind aggressiv. Mirco Friedrich hat nicht nur herausgefunden, wie sie das Immunsystem für die eigenen Zwecke manipulieren, sondern sucht nun nach Wegen, um Immunzellen gentechnisch so zu verändern, dass sie die Krebszellen abwehren können.
Der Körper hat viele Strategien, um Krankheiten zu bekämpfen. Krebszellen gelingt es aber, diese Mechanismen zu überlisten. Als Mirco Friedrich begann, sich mit dem Zusammenspiel des Immunsystems und Gehirntumoren zu befassen, schwebte ihm etwas „komplett Grundlegendes“ vor. Nicht ohne Stolz kann er nun sagen: „Wir haben es wohl auch gefunden.“

Warum Patienten mit Gehirntumoren bis heute nicht endgültig geheilt werden, liegt unter anderem an der wiederholten Neigung des Immunsystems zu einer Art Brudermord, wie es Mirco Friedrich erklärt. Er konnte aufzeigen, dass die Immunzellen des Körpers, die eigentlich den Tumor abstoßen sollten, vom Hirntumor reprogrammiert werden. Durch einen Eingriff in die Botenstoffe werden körpereigene Fresszellen und Killerzellen im Gehirn so verändert, dass sie nicht mehr ihrer eigentlichen Funktion nachkommen, nämlich in den Tumor vorzudringen und ihn abzuwehren. „Wir haben jetzt verstanden, wie der Hirntumor diese Zellen im Gehirn umprogrammiert für seine Zwecke.“
Medikament:
Zellen gegen den Krebs
Mirco Friedrich hat bereits Therapeutika patentieren lassen, die Immunzellen mittels Genschere CRISPR/Cas9 vor Tumorangriffen schützen.
Impfung gegen den Gehirntumor
Mirco Friedrich konnte die Stoffwechsel- und Signalwege aufzeigen, die dazu führen, dass etwa die körpereigenen Fresszellen unwirksam gemacht werden und sich das Immunsystem dadurch sogar im Zweifel gegen den Menschen selbst richten könnte. Was aber tun, um das zu verhindern? Auf der Suche nach Therapiemöglichkeiten hat Mirco Friedrich versucht, bei erkrankten Mäusen die ursprüngliche Immunantwort der Fresszellen wieder zu aktivieren. Dabei kam ein Medikament zum Einsatz, das eigentlich für andere Zwecke entwickelt wurde. „Die Mäuse haben dadurch viel besser auf die Immuntherapie angesprochen“, sagt Mirco Friedrich. Die zuvor entdeckten Signalwege konnten unterbrochen und die Immunantwort reaktiviert werden.
In einem nächsten Schritt will Mirco Friedrich Wege finden, um Immunzellen gentechnisch so zu verändern, dass sie zum einen Krebszellen erkennen und zum anderen nicht mehr vom Tumor manipuliert werden können. Mit einzelnen Stücken aus dem mutierten Genom des Tumors könnten Patienten quasi geimpft werden und Immunzellen mittels der Genschere CRISPR/Cas9 vor den Gegenangriffen des Tumors geschützt werden. „Wir haben diese Therapeutika bereits patentieren lassen“, sagt Mirco Friedrich, der jetzt im Rahmen einer Studie menschliche Zellen nutzen wird. Der Weg ist noch ein langer und der Aufwand sei enorm, aber die Hoffnung ist groß, „dass wir dann gegen diese Abwehrmechanismen beim Gehirntumor und anderen Krebserkrankungen geschützt sind“.
