Für ein nachhaltiges Schnitzel auf dem Teller

Jana Seifert beschäftigt sich mit Nutztieren und untersucht, welchen Einfluss das Futter auf das Mikrobiom ihres Darms hat. Ihr Ziel ist eine Tierhaltung, die die Umwelt nicht so stark belastet.

Vegan ist Trend. Trotzdem essen noch sehr viele Menschen oft und gern Fleisch. Das schadet der Umwelt auf vielerlei Weise, woran Jana Seifert etwas ändern will. Die Hohenheimer Professorin sucht nach Wegen, wie Kühe oder Schweine weniger Ressourcen verschlingen, die die Umwelt belasten – aber trotzdem gesund bleiben. Damit für Soja keine Regenwälder mehr abgeholzt werden müssen oder Futtermittel aus Monokulturen die Böden auslaugen, untersucht sie mit ihrem Team, ob sich die Fütterung von Nutztieren so umstellen lässt, dass die Tierproduktion insgesamt nachhaltiger wird. Hierzu werden zunächst Fütterungskonzepte erstellt – und dann untersucht, wie sich die Nahrung auf die Leistung und den Stoffwechsel auswirkt. Durch die Analyse von Kot und Proben aus dem Verdauungstrakt will man der Zusammensetzung der Mikroorganismen auf die Spur kommen und konkrete Informationen erhalten, welches Futter sich wie auf die Tiere auswirkt.

Hochbetrieb im Pansen:

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Bakterienzellen befinden sich in einem Milliliter Pansenflüssigkeit, also sorgen Trilliarden von Bakterien und anderen Mikroorganismen für den Umsatz des Futters.

Die Mittel der Gips-Schüle-Stiftung sollen in den wissenschaftlichen Nachwuchs investiert werden. Sobald die Daten eines vorausgegangenen Projekts vorliegen, wird man eine konkrete Arbeitshypothese formulieren und zwei Jahre gezielt untersuchen, „wie viel vorn rein- und hinten rauskommt“, wie Jana Seifert es salopp auf den Punkt bringt – zum besseren Verständnis.

Im Labor werden anaerobe Bakterien kultiviert unter ähnlichen Bedingungen wie im Verdauungstrakt von Nutztieren.

Die Tiere – Kühe, Schweine und einige Schafe – werden auf dem Hohenheimer Campus wie auch in einem Maststall der Uni in Eningen unter Achalm gezogen. Während ihre Doktoranden auch mal mit Gummistiefeln im Stall unterwegs sind, hat Jana Seifert als Professorin nur selten direkten Kontakt zu den Tieren. Ohnehin finde der größte Teil ihrer Forschung am Computer statt. „Wir generieren große Datenmengen“, sagt sie, „sodass man sechzig bis siebzig Prozent der Zeit mit deren Auswertung verbringt.“

Jana Seifert: „Unsere Forschung ist wichtig.“

Auf einem Bauernhof ist sie nicht aufgewachsen, aber immerhin mit Haustieren. Jana Seifert hat sich schon früh für Nutztiere interessiert und bereits während ihres Ökologie-Studiums im sächsischen Freiberg auf Mikrobiologie spezialisiert, also auf kleinste Lebewesen wie Bakterien oder Viren. Diese Expertise führte sie an die Uni Hohenheim, wo sie 2013 als Juniorprofessorin begann und das Fachgebiet für funktionelle Mikrobiologie bei Nutztieren aufbaute. Heute ist sie Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Nutztierwissenschaften.

Auch wenn der Fleischkonsum nach wie vor hoch ist, wird die Forschung an Nutztieren von Tierschützern kritisch beäugt. „Wir machen Tierversuche, die in Deutschland aber stark reglementiert und kontrolliert werden“, erklärt Jana Seifert. Jedes Projekt müsse vom Regierungspräsidium genehmigt werden. Auch wenn das die Arbeit mitunter erschwert, sagt Jana Seifert klar: „Unsere Forschung ist wichtig, denn es gibt immer noch genug Leute, die Fleisch und Eier verzehren.“ Mit ihrer Arbeit will sie einen Beitrag dazu leisten, dass die Tiere robust sind und damit weniger Arztkosten verursachen. Denn das ist die wichtigste Voraussetzung, damit Landwirte nachhaltiger wirtschaften können – und die Tiere auch in der Massentierhaltung tierwohlgerecht aufgezogen und gefüttert werden.

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