Die Menschheit wächst, die Anbaufläche nicht. Markus Rodehutscord hofft, dass die chemischen Umwandlungsprozesse in Futterpflanzen und im Stoffwechsel von Nutztieren eines Tages so optimiert werden können, dass die Menschen auch künftig ausreichend mit Proteinen versorgt sind.
Die Milch macht’s. Sie liefert dem Menschen Pro-teine. Was passiert hierzu aber im Körper des Tieres? Das versucht Markus Rodehutscord zu erforschen. Er beschäftigt sich mit der Ernährung von Nutztieren und der Frage, wie sie den Stoffwechsel beeinflusst. Ein komplexes System, bei dem es auch zu Verlusten kommt. „Was nicht für neue Proteine verwendet wird, wird von den Tieren ausgeschieden“, erklärt er und arbeitet daran, dass diese ungenutzten Anteile künftig vermindert werden können. „Dazu muss man die Prozesse aber erst verstehen und wissen, welches die Stellschrauben sind.“
Mit den Mitteln der Gips-Schüle-Stiftung will Markus Rodehutscord ein großes Forschungsprojekt bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft beantragen – weil das Thema an Dringlichkeit gewinnt. „Der Mensch braucht ständig Proteine“, sagt er, „auf lange Sicht wird es mehr Menschen geben, aber nicht mehr Fläche.“ Also sollten Verluste vermieden werden bei dem großen Kreislauf, der bereits bei den Mikroorganismen im Boden beginnt, in dem die Pflanzen für die Menschen und Tiere wachsen. Markus Rodehutscord will in dem Verbundprojekt auch Kollegen aus den Pflanzenwissenschaften und anderen Disziplinen zusammenbringen. Denn nur so lassen sich ganzheitlich die Umwandlungsprozesse der Proteine nachvollziehen, die stattfinden, bevor der Mensch ein tierisches Produkt verzehrt. „Selbst wenn ein Lebensmittel weiterverarbeitet wird, passiert noch einmal viel“, sagt Markus Rodehutscord.

LEBENSWICHTIGE PROTEINE:
2.000 Gramm
Proteine werden pro Tag im Vormagen der Kuh von fleißigen Bakterien gebildet. Über die Milch können sie vom Menschen aufgenommen werden, für den Proteine lebenswichtig sind.
Das Spezialgebiet des Agrarwissenschaftlers ist der Stoffwechsel von Tieren – Kühen, Schweinen und Hühnern. Er erforscht, was etwa im Körper vor sich geht, wenn man gezielt bestimmte Enzyme füttert. Untersuchungen des Bluts, der Organe des Tieres oder auch der verschiedenen Abschnitte des Verdauungstrakts geben Aufschluss, wie die aufgenommenen Proteine zunächst zerlegt und wiederum neue aufgebaut werden. Eines Tages wird man dann vielleicht genauer wissen, was auf dem langen Weg zwischen Futter und Milch im Stoffwechsel der Tiere passiert, damit Landwirte künftig im Idealfall weniger Protein zufüttern müssen, sich gleichzeitig aber mehr Menschen mit diesen versorgen lassen.
Auf du und du mit der Kuh: Markus Rodehutscord
Mit Nutztieren kennt er sich aus. Denn Markus Rodehutscord ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Westfälischen groß geworden, einem klassischen Familienbetrieb mit Milchkühen. Deshalb war für ihn früh klar, dass er Agrarwissenschaften studiert. Schon seine Doktorarbeit drehte sich um Tierernährung. Nachdem Markus Rodehutscord zunächst an der Universität Bonn tätig war, führte ihn ein Forschungsaufenthalt nach Australien und schließlich eine Professur für Tierernährung nach Halle/Saale. 2008 wechselte er nach Hohenheim ans Institut für Nutztierwissenschaften: „Ich wollte mich einfach noch mal verändern, es war ein guter Zeitpunkt, an einer anderen Uni neu anzufangen.“
Interesse an seinem Spezialbereich Tierwissenschaften gibt es bei den Studierenden durchaus, auch wenn es aus Sicht von Markus Rodehutscord noch mehr sein könnte. „Landwirtschaft ist existenziell wichtig im Zusammenhang mit der Nahrungssicherung“, sagt er, „es gibt wahnsinnig viele Herausforderungen zu lösen in der Landwirtschaft – gerade auch vor dem Hintergrund der Entwicklung der globalen Bevölkerung.“
